Die Initiative «Ein Platz für Betty Rosenfeld»
Betty Rosenfeld ist in Stuttgart-West aufgewachsen. Sie lebte mit ihrer jüdisch-liberalen Familie in der Breitscheidstraße, sie besuchte das Königin-Olga-Stift und wurde am Katharinenhospital zur Krankenschwester ausgebildet. Die politische Entwicklung in der Weimarer Republik ließ sie bald aktiv gegen die Nazis werden. Doch als Jüdin und Kommunistin sah sie sich in den dreißiger Jahren zweifach zur Flucht nach Palästina gezwungen. Aber bald war sie die einzige Frau aus Stuttgart, die sich in Spanien den Internationalen Brigaden anschloss, um dort für die Freiheit und gegen die Faschisten zu kämpfen. Ihr Lebensweg endete nach einer jahrelangen Irrfahrt durch französische Internierungs-Lager in Auschwitz.
Die Erinnerung an Betty Rosenfeld, an ein beispielhaftes Leben für die Freiheit und soziale Gerechtigkeit darf jedoch nicht verschüttet bleiben. Daher soll ein Platz oder eine Straße im Stuttgarter Westen an sie erinnern.
Etwa der Bismarckplatz: Dieser müßte nicht länger für einen autoritären preußischen Politiker stehen, der alles andere als ein Demokrat war, dessen aggressive Außenpolitik drei Kriege vorbereitete und der mit den Sozialistengesetzen die SPD verboten hat. Hingegen würde dem bald erneuerten Platz besser eine mutige Demokratin aus dem Westen selbst, die ihr Leben im Engagement für internationale Solidarität und Freundschaft verloren hat, zu Gesicht stehen.
Wir sind eine Initiative von Bewohnerinnen und Bewohnern aus dem Stuttgarter Westen und wir verstehen uns als parteiunabhängig.
Kontakt
Initiative «Ein Platz für Betty Rosenfeld»
c/o Klaus Kunkel, Die AnStifter
Werastr 10, 70182 Stuttgart
Möchten Sie unsere Arbeit unterstützen, so können Sie für unsere Initiative auf das Konto der AnStifter spenden.
Stichwort «Ein Platz für Betty Rosenfeld»
GLS-Bank
IBAN DE31 4306 0967 7000 5827 01
Aktivitäten
Neues von der Betty-Rosenfeld-Skulptur (27.8.2024)
Der Stuttgarter Bildhauer Joachim Sauter hat ein Modell für eine Betty-Rosenfeld-Gedenk-Skulptur entworfen. Auf dem Bismarckplatz könnte diese Plastik ihre Heimat finden, meint die Betty-Rosenfeld-Initiative. Daher präsentiert sie am Samstag den 28. September 2024 um 11 Uhr auf dem Platz Zeichnungen des Künstlers, die dessen Vision der Skulptur auf dem Bismarckplatz veranschaulichen.
Ein umfangreiches Interview mit dem Bildhauer zu den Hintergründen seines Entwurfes der Betty-Rosenfeld-Skulptur findet sich hier:
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Anfrage an den Gemeinderat zu einer Umbenennung des Bismarck Platzes (15.5.2024):
Anläßlich der kommenden Gemeinderatswahl haben wir an die größeren im Gemeinderat vertretenen Parteien und Wählervereinigungen diesseits der Brandmauer einen offenen Brief mit der Frage, wie sie sich zu einer Umbenennung des Bismarck Platzes in Betty Rosenfeld Platz stellen würden, geschickt.
Hier der Wortlaut unseres Schreibens an CDU, FDP, FW, Grüne, SPD, SÖS/LINKE:
Sehr geehrte Damen und Herren des Kreisvorstandes der … in Stuttgart,
wie Sie vielleicht wissen, wurde Betty Rosenfeld (1907-1942) in eine bürgerliche jüdische Familie in Stuttgart-West hineingeboren. Sie ging am Königin-Olgastift zur Schule und wurde am Katharinenhospital zur Krankenschwester ausgebildet. 1935 wanderte sie vor der drohenden Verfolgung durch die Nationalsozialisten nach Palästina aus. Ab 1937 nahm sie als Freiwillige im Sanitätsdienst der Internationalen Brigaden am Spanischen Bürgerkrieg teil. 1942 wurde sie in Auschwitz ermordet.
Die im Schmetterling Verlag erschienene Biographie von Michael Uhl rückt Betty Rosenfelds Leben für die Freiheit und soziale Gerechtigkeit ins öffentliche Bewusstsein. Ein zentraler Ort im Stuttgarter Westen soll an sie erinnern: Der Bismarck-Platz soll in Zukunft Betty-Rosenfeld-Platz heißen. Für dieses Anliegen wurden ca. 1000 Unterschriften gesammelt und dem Bezirksbeirat West übergeben.
Was wäre eine bessere Vergangenheitsbewältigung, als an unsere von den Nationalsozialisten in Auschwitz ermordete Mitbürgerin an einem zentralen Platz im Stuttgarter Westen zu erinnern? An einem angemessenen Platz als Teil des kollektiven Gedächtnisses? Wo auch heute Antisemitismus, und Rassismus die Grundlagen jeder friedlichen, freiheitlichen und rechtsstaatlichen Ordnung bedrohen?
Wir fragen Sie, sind Sie als Kreisverband der … bereit, das Anliegen unserer Initiative zu unterstützen? Wie könnte Ihre Unterstützung aussehen?
Wir erwarten Ihre Antworten auf unsere Fragen bis zum 15. Mai 2024.
Herzlichen Dank für Ihre Mühen im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen für die Initiative
i.A. Dr. Klaus Kunkel
Von den Freien Wählern hat uns der Vorsitzende des Kreisverbandes Stuttgart Andreas Lorey geantwortet, er meint „einen Gedenkort zu finden [sei] auch sehr lobens- uns unterstützenswert.
Ob der Bismarckplatz dafür umbenannt werden soll kann ich nicht beurteilen, diese Entscheidung muss der Verwaltungsrat oder der Gemeinderat mehrheitlich auf Basis eines Antrags oder eines Verwaltungsvorschlags entscheiden. Ich vermute, dass es auch Stimmen dafür gibt einen anderen Ort zu finden, da es doch mit erheblichem Aufwand verbunden sein wird, wenn bestehende Postadressen geändert werden. Das muss abgewogen und entschieden werden. Dass es dafür eine Mehrheit im Gemeinderat gibt bzw. geben wird halte ich persönlich allerdings für unwahrscheinlich.„
Für den CDU-Kreisverband hat Alexander Kotz geantwortet; er betont u.a.: „Wie Ihnen bereits bekannt sein dürfte, hat die CDU Stuttgart sich gegen die Umbenennung des Bismarckplatzes ausgesprochen. …
Wir möchten betonen, dass unsere Position zur Umbenennung des Bismarckplatzes keineswegs eine Ablehnung gegenüber der Würdigung von Betty Rosenfeld darstellt. Tatsächlich sind wir offen für die Idee, eine noch namenlose Örtlichkeit nach ihr zu benennen.„
Wir warten noch auf eine Antwort von GRÜNEN, FDP und SPD; LINKE/SÖS hatten sich bereits in der Vergangenheit für eine Umbenennung des Bismarckplatzes ausgesprochen.
Stand der Dinge (27.8.2024)
Leider haben wir keine weiteren Antworten erhalten. Wir werden aber die neue Gemeinderatsfraktion auf ihre Position zu einer Umbenennung des Bismarckplatzes ansprechen.
Unterschriftensammlung
Im Frühsommer 2023 haben wir dem Bezirksbeirat Stuttgart West über eintausend Unterschriften (Straßensammlung und online-Petition) überreicht, die eine Umbenennung des Bismarckplatzes in Betty-Rosenfeld-Platz fordern. Jetzt liegt es an den politischen Fraktionen im Bezirksbeirat und Gemeinderat eine Entscheidung zu fällen. Aufgrund der kommenden Gemeinderatswahlen scheinen sich aber einige damit schwer zu tun.
Unterschriftensammlung geht weiter
Trotz der überreichten 1000 Unterschriften sammeln wir weiter. Mittlerweile sind noch einige Hundert dazugekommen. Die meisten Unterschriften stammen aus dem Stuttgarter Westen (und wurden überwiegend auf dem Bismarkplatz gesammelt), weit über die Hälfte kommt von weiblichen MitbewohnerInnen.
Frage: Ich bin nicht aus Stuttgart, kann ich trotzdem unterschreiben?
Antwort: Ja, Bismarck war auch nicht aus Stuttgart!
Sammeln auch Sie Unterschriften, laden Sie die Liste herunter und senden Sie diese an unsere Ini!
(14.4.2023)
Die Gemeinderatsfraktion der CDU nimmt Stellung zu einer Umbenennung.
Im Stuttgarter Amtsblatt hat sich am 23. März 2023 die CDU-Gemeinderatsfraktion mit der Umbenennung von Plätzen und Straßen am Beispiel eines von uns geforderten Betty-Rosenfeld-Platzes auseinandergesetzt. Die Argumente der CDU, die stellvertretend für ein konservatives Geschichtsverständnis stehen, sind durch unseren Artikel «Darf ein Bismarckplatz in Betty-Rosenfeld-Platz umbenannt werden?» begegnet.
Wünschenswert wäre es, wenn sich die anderen Fraktionen im Gemeinderat ebenfalls äußern würden, so könnte eine lebendige Debatte entstehen. Die Argumente der CDU lassen sich hier nachlesen:
Bezirksvorsteher Bernhard Mellert zur Umbenennung des Bismarck-Platzes
Das Blättle Stuttgart-West interviewt den Bezirksvorsteher des Stuttgarter Westens Bernhard Mellert u.a. zur Umbenennung des Bismarck-Platzes
Was halten Sie eigentlich von dem Vorschlag den Bismarckplatz in Betty-Rosenfeld-Platz umzubenennen?
Mellert: Ich finde diesen Vorschlag gut! Es würde damit die Lebensleistung einer Frau gewürdigt, die im Stuttgarter Westen geboren ist, Krankenschwester wurde, im Spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Internationalen Brigaden gekämpft hat und schließlich ein Opfer der Shoah wurde. Dass damit ein zentraler Platz im Stadtbezirk umbenannt würde, ist mir bewusst.
Ich kann mir vorstellen, dass es um die Umbenennung des Bismarckplatzes eine größere Diskussion geben wird, halte diese aber durchaus für sinnvoll.
Außerdem würde dadurch der Name Bismarck auch nicht aus dem Stadtbild verschwinden – Bismarckstraße, Bismarckturm und so weiter gäbe es ja auch künftig.
Blättle, Stuttgart West 2/2023
Die CDU macht im Sommer 2023 mit einer Plakat-Kampagne «Bismarckplatz muß Bismarckplatz bleiben» mobil – vermutlich um im aktuellen Gemeinderatswahlkampf zu punkten.
Aber:
SWR-Interview mit Michael Uhl zur Bismarckplatzumbenennung
Joe Bauer in der Wochenzeitung Kontext auf den Spuren des Unholds vom Bismarckplatz