Ein guter Platz für Betty Rosenfeld
Der Bildhauer Joachim Sauter hat ein Modell für eine Skulptur für Betty Rosenfeld entworfen. Er lebt in Stuttgart und arbeitet, neben seiner künstlerischen Arbeit, gerade an einem Kunst- und Kulturprojekt für Stuttgart-Berg. Die Inspirationen für seine Kunst findet Sauter im alltäglichen Leben, in Geschichte und dem politischen Geschehen.
Den Entwurf für eine Betty-Rosenfeld-Skulptur sieht der Künstler als einen Beitrag zur Gestaltung des öffentlichen Raumes, die seiner Meinung nach auch Diskussionen der Stadtgesellschaft und historische Bezüge abbilden sollte. Ein Modell der Skulptur wurde in einer künstlerischen Aktion am 21. Oktober 2023 auf dem Bismarckplatz enthüllt.
Sauter sagt: „In dieser Zeit, wo die Demokratie in Gefahr ist und es darum geht, aktiv gegen Rechtsextremismus Stellung zu beziehen, wäre die Aufstellung einer Skulptur für eine Frau, die sich mutig dem Faschismus entgegengestellt hat, ein deutliches Zeichen, das die Bewohner des Stuttgarter Westens gemeinsam setzen können.“
Zur Finanzierung der Skulptur wird gerade eine Spendenkampagne vorbereitet.
«Die Skulptur habe ich als einen Beitrag zur Erinnerung an Betty Rosenfeld entworfen. Sie ist ihrer Person und dem Unausweichlichen ihres Lebensweges gewidmet. Letzteres symbolisiert eine zwischen zwei mächtigen Blöcken eingekeilte steinerne Treppe. Sie bildet den Sockel für die in Bronze gegossene Figur, die portraithaft ihre Gestalt wiedergibt.
Bildnerisch ist mir ein konkreter Anlass wichtig, etwas von dem ich ausgehe, auch wenn es sich dann eigenständig entwickelt. Es war ein Foto von Betty Rosenfeld, auf dem sie mit Kameradinnen in Murcia auf einer Treppe am Spital sitzt. Hier ist die Treppe jetzt zu einer ausweglosen Situation geworden. Die Figur dagegen soll zuversichtlich werden, was Betty Rosenfeld wohl auch war. Durch meine Sicht und meine Handschrift in der ich das formuliere, ergibt sich eine gewisse Abstraktion, die dem Betrachter so die Möglichkeit bietet, über die Sache nachzudenken.
Meine eigenen biografischen Anbindungen an ein politisches Umfeld in dem auch Betty Rosenfeld sich bewegt hat und viele lokale Bezüge haben mein Interesse an ihrem Leben geweckt. Betty Rosenfeld hat viel ausprobiert. Wo sie es konnte, hat sie ihr eigenes Leben gelebt, was damals für eine Frau nicht selbstverständlich gewesen ist. Sie hat sich ein Ideal von einer gerechteren Welt bewahrt und mutig dem Faschismus entgegengestellt. Ich verstehe das Denkmal für Betty Rosenfeld auch als eine Erinnerung an die vielen ungenannten Menschen, die aus einer ganz selbstverständlichen Haltung heraus Widerstand geleistet haben.»
Joachim Sauter